Aus dem Barfüsser wird das KWEER.

Im Zürcher Niederdorf betreibt Marco Uhlig den queeren Club Heaven. In der gleichen Gasse eröffnete er nun auch das KWEER, ein Mischkonzept aus Bar und Café.

Im gleichen Lokal wurde bereits vor Jahrzehnten queere Geschichte geschrieben: Es war das Zuhause des Barfüssers, der europaweit ältesten queeren Bar – mitten in Zürich. Hier lernten sich Menschen aus der ganzen queeren LGBT-Community kennen und sie liessen es auch in der Zeit der Repression der 60er-Jahren trotz den Polizei-Razzien hoch zu und her gehen. 

 

Marco, wie ist ess zum KWEER gekommen? 

Ich bin mit dem «Heaven» in der gleichen Gasse wie der ehemalige Barfüsser daheim. Durch den nachbarschaftlichen «Buschfunk» erfuhren wir daher ziemlich früh, dass das Lokal frei wird und die Sushi Bar den geschichtsträchtigen Namen mitnehmen wird.
Als die Stadt Zürich das Lokal neu ausgeschrieben hatte, habe ich den Link der Stadt unter meinen Gastronomie-Freund*innen gestreut: «Hey, macht hier doch was! Das muss unbedingt für unsere Community erhalten bleiben». Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch in keinster Weise darüber nachgedacht, selbst etwas umzusetzen. 

 

Als dann jedoch fast keine Rückmeldungen kamen, habe ich mich zusammen mit Samuel Rensing entschlossen, uns selbst mit einem Konzept zu bewerben. 

 

Welche Vision verfolgt ihr mit dem KWEER? 

Wir wünschten uns beide schon immer lange einen Safer-Space zum Wohlfühlen, gemütlich sitzen, Kaffee trinken, Kuchen essen, feine Cocktails geniessen oder einfach zum Plaudern. Durch das ViCafé KWEER, welches tagsüber im Lokal bedient, ist somit ein schönes Mischkonzept aus Café und Bar entstanden. 

 

Wie geht ihr mit der Geschichte des Lokals umWie ist die Geschichte des Lokals im KWEER präsent? 

In diesen Räumlichkeiten steckt sehr viel queere Geschichte. Mit einer Totalsanierung haben wir alle Spuren des ehemaligen Sushi-Restaurants entfernt und sind dabei auch auf ehemalige
Elemente des Barfüssers gestossen. Diese entsprachen natürlich nicht mehr heutigen Baustandards und mussten entfernt werden. Gemeinsam mit Ernst Ostertag haben wir die 70-jJährige HistorieGeschichte aufgearbeitet und niedergeschrieben, sowie auchund zusammen mit Bildern von Liva Tresch im KWEER aufgehängt. In diesen Räumlichkeiten steckt sehr viel queere Geschichte – diese wollten wir für alle sichtbar machen. Die 

Geschichte ist ein Teil vom Kweer und soll für alle ersichtlich sein.Mit den Community-Flaggen am Eingang und dem restaurierten originalen Barfüssermönch-Schild strahlt das Lokal auch von aussen im neuen Glanz und begrüsst die Community und unsere Allies! 

 

Ernst Ostertag ist ein schwuler Aktivist aus Zürich. Er engagierte sich im KREIS und lernte im Barfüsser seinen Lebenspartner Röbi Rapp kennen. 

 

Liva Tresch ist eine lesbische Fotografin aus Hergiswil und dokumentierte das Geschehen in den schwul-lesbischen Clubs von Zürich. 

 

Das KWEER empfängt nun schon einige Wochen Gäste, wie kommt das neue Lokal in der Community an? 

Die ersten Rückmeldungen sind sehr positiv und bereits viele Stammkund*innen fühlen sich sehr wohl bei uns. Die Nachfrage nach queeren Events im KWEER ist gross und wir sind momentan im Hintergrund momentan daran, Anlässe zu planen. 

 

Bereits zum Programm gehört das gemeinsame «Prince Charming»-Schauen am Sonntagabend, was auch mit «Princess Charming» und anderen Sendungen in Zukunft erweitert wird. Einige Stammtische aus der Community kommen auch schon regelmässig ins KWEER, was uns natürlich sehr freut.