Lächerlich und pervers? Repräsentation von Trans im Film
Auf Netflix ist zur Zeit die Doku «Disclosure – Hollywoods Bild von Transgender» zu sehen - eine Aufarbeitung der Kino- und Fernsehgeschichte von trans Menschen. In den ersten Filmen geht es fast immer um Männer, die „als Frauen“...
Henry Hohmann ist Transaktivist und setzt sich seit über 10 Jahren für die Rechte von trans Menschen ein. Von 2010 bis 2018 war er Präsident bzw. Co-Präsident von Transgender Network Switzerland.
Auf Netflix ist zur Zeit die Doku «Disclosure – Hollywoods Bild von Transgender» zu sehen - eine Aufarbeitung der Kino- und Fernsehgeschichte von trans Menschen. In den ersten Filmen geht es fast immer um Männer, die „als Frauen“ auftreten. Immer spielt zum Amusement des Publikums eine Rolle, dass sie wissen, die Figur wird von einem Mann verkörpert. So prägte sich ganz tief und teils bis heute das Bild ein: Trans Frauen, das sind eigentlich Männer in Frauenkleidern.
In der Doku wird anfangs festgehalten, dass 80% aller Amerikaner*innen keine trans Person kennen. All ihr «Wissen» haben sie daher aus den Medien und Filmen. Viele der Filme bis weit in die 90er Jahre zeigen: Trans ist krank, Trans ist pervers, Trans ist lächerlich. Auch trans Menschen sehen nur ein negatives Bild ihrer selbst im Film. Wie schwer ist es dann, ein positives Bild von sich selbst und dem eigenen Trans-Sein aufzubauen?
Die Darstellungen von trans Figuren ändern sich erst langsam in den 2000er Jahren. Doch das cis geprägte Narrativ erfordert offenbar weiterhin: Man muss schon deutlich sehen oder hören können, dass eine Person trans ist. Also wurde bei der trans Schauspielerin Candis Cayne in einer Filmszene in der Nachbearbeitung die Stimme künstlich tiefer gemacht, damit allen sofort klar wird, dass hier ein Trans-Charakter dargestellt ist.
Die Objektifizierung von trans Menschen mit dem Fokus auf ihre Geschlechtsteile und OPs wird zwar immer noch fortgeschrieben, aber von schlagfertigen trans Frauen wie etwa Laverne Cox nicht mehr mitgetragen. Als sie genau dies in einer Talkshow gefragt wird, antwortet sie, das sei doch wohl Privatsache. Viel wichtiger sei es, über die andauernde Gewalt und Diskriminierung von trans Menschen im Alltag zu reden.
Erst mit «Pose» sind wir jetzt in einer neuen Ära, wo Schauspieler*innen, Drehbuchautor*innen und Produzent*innen trans Personen sind. Heute gibt es mehr und mehr gute Filme über und mit trans Menschen und vor allem auch trans Kindern. Und genau das sind die Vorbilder für die nächste, selbstbewusste Generation von trans Menschen!
Mein Fazit: Unbedingt anschauen!
Text: Henry Hohmann