Familienkonflikte - Warum sich LGBTIQ-Personen bei Familienkonflikten für aussergerichtliche Verfahren entscheiden

Ob rechtlich anerkannt oder nicht, die Mitglieder der LGBTIQ-Community haben schon immer in (teils ungewöhnlichen) Familien gelebt. Und auch in unseren Beziehungen gibt es manchmal Probleme von Kinderunterhalt bis zur Auflösung der eingetragenen Partnerschaft. Der Gang zum Gericht...

Ob rechtlich anerkannt oder nicht, die Mitglieder der LGBTIQ-Community haben schon immer in (teils ungewöhnlichen) Familien gelebt. Und auch in unseren Beziehungen gibt es manchmal Probleme von Kinderunterhalt bis zur Auflösung der eingetragenen Partnerschaft.
Der Gang zum Gericht ist für viele die bekannteste Adresse, an die man sich bei familienrechtlichen Konflikten wenden kann. Gerade bei einer hohen Konfliktstufe oder wenn Gewalt vorgefallen ist, ist man da auch am richtigen Ort. Doch es ist nicht die einzige Möglichkeit.

Gesetz sieht unsere Familienform nicht vor

Sobald Behörden oder Gerichte in solche Konflikte und Übergangssituationen involviert werden, geht es um die Abwicklung der Verhältnisse nach vorgegebenen (heteronormativen) Rechtsvorschriften. Diese Gesetze gehen weiterhin von einem Familienbild mit Ehemann-Ehefrau-Kind aus. Für andere Familienkonstellationen hatte der Gesetzgeber bisher wenig Vorstellungskraft. Das kann dazu führen, dass manchmal keine rechtlichen Ansprüche bestehen, obwohl die Beziehung (z.B. zu einem Kind) in Wirklichkeit immer sehr nahe gelebt wurde.
Entsprechend starr sind die Möglichkeiten des Gerichts, wenn es entscheiden muss. Wenn die betroffene Familie hingegen eine eigene Lösung entwickelt, kann das Gericht anschliessend auch ausgefallene Vereinbarungen gutheissen.

Eigene Werte mitberücksichtigen

In aussergerichtlichen Verfahren wie der Mediation oder Collaborative Law and Practice (CLP) können Konflikte niederschwelliger bearbeitet und einvernehmliche Lösungen gefunden werden. In diesen Verfahren verhandeln die Familienmitglieder ihre Themen mit der Unterstützung von Mediator*innen oder Collaborative Fachpersonen und können dabei ihre eigenen Werte, Regeln, Normen, ungeschriebenen Gesetze, Glücks- und Trauermomente mitberücksichtigen. So können sie eine für sich passende Lösung finden.

Fachpersonen nach eigener Wahl

Ob man bei Gericht an eine konservative oder progressive Person gelangt, kann man nicht beeinflussen. In den aussergerichtlichen Verfahren wählst du deine auf LGBTIQ-Themen sensibilisierten Fachpersonen selbst aus. Frag offen nach Erfahrungen mit LGBTIQ- oder Regenbogenfamilien: Du wirst schnell spüren, ob du erkannt und verstanden wirst.
Am Anfang steht idealerweise immer eine umfassende Abklärung, welche Fachpersonen und welches Verhandlungsmodell für deine spezifische Situation am besten geeignet sind.

Mitglieder von Pink Cross erhalten bei Carola Reetz und Roman Kern ein kostenloses Erstgespräch von der Dauer von 20 Minuten, in dem Anliegen geklärt und mögliche Vorgehensweisen skizziert werden. Danach solltest du in der Lage sein, zu entscheiden, welche Unterstützung du brauchst und mit wem du dein Anliegen bearbeiten möchtest.

Carola Reetz, Rechtsanwältin, Mediatorin, Collaborative Lawyer, Zürich & Steckborn TG

Roman Kern, Rechtsanwalt, Mediator, Collaborative Lawyer, St. Gallen

Text:
Carola Reetz, Rechtsanwältin, Mediatorin & Collaborative Lawyer
Roman Kern, Rechtsanwalt, Mediator & Collaborative Lawyer