SRK will queeren Männern den Zugang zur Blutspende ermöglichen

Heute hat Blutspende SRK Schweiz bekannt gegeben, dass sie bei Swissmedic eine Änderung der Blutspendekriterien beantragen: In der ersten Variante sollen schwule und bisexuelle Männer in Zukunft nur noch vier statt zwölf Monate enthaltsam sein müssen, um Blut spenden zu dürfen. Dies wäre weiterhin eine unnötige Diskriminierung. In der zweiten Variante sollen für alle Personen unabhängig der sexuellen Orientierung die gleichen Kriterien gelten. Die Organisationen Pink Cross, Network und Aids-Hilfe Schweiz begrüssen die Entwicklung und plädieren für die zweite Variante ohne Diskriminierung von queeren Männern.

Seit vielen Jahren ist der faktische Ausschluss von schwulen und bisexuellen Männern bei der Blutspende in der Kritik. Nach jahrelangen Abklärungen hat Blutspende SRK Schweiz heute ihren Bericht präsentiert und informiert, dass sie die Kriterien für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), ändern wollen. So werden zwei Varianten Swissmedic zur Prüfung vorgelegt: In der ersten Variante sollen MSM “nur” noch von der Blutspende ausgeschlossen werden, falls sie in den letzten vier Monaten Sex mit einem anderen Mann hatten. Bisher galt eine Wartefrist von zwölf Monaten.

Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, erläutert: “Ob zwölf oder vier Monate Enthaltsamkeit ist irrelevant, die Diskriminierung von queeren Männern bliebe bestehen. Das ist inakzeptabel. Wir fordern daher die Umsetzung der zweiten Variante, die für alle Personen die gleichen Kriterien vorsieht.” In dieser Variante werden die Kriterien für queere Männer denen für heterosexuelle Personen angeglichen. Damit wären künftig Menschen unabhängig ihrer sexuellen Orientierung zur Blutspende zugelassen, die in den letzten vier Monaten nur eine*n Sexpartner*in und keine neuen hatten.

Andreas Künzler, Politikverantwortlicher bei Network, zeigt auf: “Mit der Angleichung der Kriterien könnten Männer, die in einer monogamen Beziehung mit einem Mann leben, endlich auch Blut spenden. Das wäre ein wichtiges Zeichen gegen Diskriminierung.” Diese Variante wird von Blutspende SRK bevorzugt und entspräche auch dem neuen Entwurf des Heilmittelgesetzes, in dem die nationalrätliche Kommission das Diskriminierungsverbot bei der Blutspende explizit verankern will. Die erste Variante würde dem Gesetzesentwurf widersprechen, da der viermonatige Ausschluss nicht wissenschaftlich begründet werden kann.

Jan Müller, Mediensprecher der Aids-Hilfe Schweiz, bestätigt dies: ​​“Untersuchungen aus verschiedenen Ländern zeigen klar auf, dass die Blutprodukte gleich sicher bleiben – auch wenn Männer, die Sex mit Männern haben, zugelassen werden. Das ist auch logisch: Die sexuelle Orientierung ist völlig irrelevant, entscheidend ist das sexuelle Risikoverhalten. Deshalb sollen für alle Personen die gleichen Regeln gelten, die auf das individuelle Verhalten fokussieren.” Aus diesen Gründen wurden in vielen Ländern, u.a. Deutschland und Grossbritanien, die Kriterien in den letzten Jahren angepasst und unabhängig der sexuellen Orientierung ausgestaltet.

Die Organisationen Pink Cross, Network und Aids-Hilfe Schweiz fordern deshalb von Swissmedic, ihre Entscheidung auf wissenschaftliche Kriterien abzustützen, den Empfehlungen von Blutspende SRK zu folgen und die zweite Variante zu bestätigen.

Link zur Medienmitteilung von Blutspende SRK Schweiz


Medienmitteilung vom 5. Dezember 2022 von Pink Cross, Network und der Aids-Hilfe Schweiz.