Welche Herausforderungen stellen sich für schwule, bisexuelle und queere Männer*?

Der Herbst wird in der Schweiz politisch: Die eidgenössischen Wahlen bestimmen die Gesinnung des Parlaments für die nächsten vier Jahre und haben damit einen grossen Einfluss auf die zukünftige Gesetzgebung, die nicht nur schwule, bisexuelle und queere Männer*, sondern die gesamte LGBTIQ+ Gemeinschaft betrifft. Die in diesem Frühjahr durchgeführte Umfrage (siehe Kasten) gibt einige Hinweise auf die Herausforderungen, die sie beschäftigen. Interview mit Gaé Colussi, der die Studie seitens Pink Cross begleitet hat.

Welche Prioritäten haben schwule, bisexuelle
und queere Männer* auf politischer Ebene?

Es gibt zwei Quellen, die eine Antwort auf diese Frage geben können. Zunächst haben wir eine Liste von Prioritäten vorgeschlagen, aus der die Personen diejenigen auswählen sollten, die ihnen am meisten Sorgen bereiten (Diagramm 1). In einem zweiten Schritt gaben wir die Möglichkeit, frei DIE grösste Herausforderung für LGBTIQ+-Organisationen in der Zukunft zu schreiben. Über 800 Personen machten sich die Mühe, ihre Meinung zu teilen! (Diagramm 2).

 

Aus diesen beiden Fragen ergeben sich mehrere Aspekte: eine grosse Sorge um das Thema Diskriminierung und die Angst vor einem Rückschritt, die sich mit der Forderung nach einer breiteren Sensibilisierung der Gesellschaft für die Vielfalt unserer Community verbindt. Es geht nicht nur darum, rechtliche Gleichstellung zu erreichen, sondern auch um gesellschaftliche Akzeptanz. Auch andere Themen werden als weitgehend prioritär eingestuft, wie der Zugang zur Gesundheitsversorgung, die Anerkennung der familiären Vielfalt oder die Frage des queeren Alterns.

 

Und wie sehen die Befragten die Zukunft?

Insgesamt ist die überwiegende Mehrheit der Befragten optimistisch, was die Zukunft von schwulen, bisexuellen und queeren Männern* in der Schweiz betrifft. Aber es gibt dennoch Sorgen: Gewalt und Ablehnung sind nach wie vor eine Realität, und die Gefahr, dass die Rechte unter dem Druck konservativer oder religiöser Bewegungen zurückgedrängt werden, schafft Unruhe. Wie eine der Personen zum Abschluss der Umfrage sagte: «Der Kampf für unsere Rechte muss weitergehen. Man denkt, dass die Gesellschaft in die richtige Richtung geht, und plötzlich ändert sich alles und wir machen einen Rückschritt.»

 

Welche Konsequenzen haben diese
Ergebnisse für Pink Cross?

Im Vorfeld der nationalen Wahlen ist die Botschaft klar: Wir müssen uns mobilisieren und wählen gehen, denn nichts ist selbstverständlich und das politische Klima uns gegenüber hat sich verkrampft. Generell zeigen die Ergebnisse, dass die Erwartungen unserer Mitglieder an die politische Arbeit unseres Verbandes hoch sind, denn es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Pink Cross bleibt wachsam und wird sich weiterhin dafür einsetzen, unsere Rechte und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu verteidigen und voranzutreiben.