Interview mit Rachel Harder
Rachel, für die Lesenden, die dich noch nicht kennen, wer bist du?
Wer bin ich – und wenn ja wie viele :). Ich bin eine Dragqueen, die seit 2,5 Jahren in ihrer Wahlheimat Luzern lebt, wo sie die Szene durch Aufklärung, Shows, öffentlich wirksame Arbeit und einer eigenen Veranstaltungsreihe massgeblich prägt.
Seit wann gibt es Rachel und wie hast du dich mit der Zeit entwickelt?
Rachel schlummerte schon immer unruhig in meiner männlichen Cis-Identität, doch entfaltete sie sich erst so richtig während der Pandemie. Ich arbeite schon immer am Theater, momentan am Theater Neumarkt in Zürich als Produktionsleiter und Disponent; während der Corona-Zeit hatte ich keine Arbeit und suchte mir eine Beschäftigung – das war Schminken, Kleider anziehen und Sekt trinken. Dann habe ich mit dieser neuen Identität alleine Parties in meiner Küche gefeiert – das war eine schöne Zeit, in der ich Rachel mehr und mehr entdeckte. Als die Pandemie dann vorbei war, begann ich mit ersten öffentlichen Auftritten, Moderationen, Vorträgen, meiner eigenen Veranstaltungsreihe, … In den letzten zwei Jahren ist die Kunstfigur Rachel Harder enorm gewachsen und spielt mittlerweile eine grosse Rolle in meinem Leben.
Wir wollen dich sehen! Wo trifft man dich an?
Vielerorts in unterschiedlicher Funktion :). Zunächst möchte ich natürlich Werbung für meine eigene Veranstaltungsreihe im Südpol Luzern machen. Dort inszeniere ich queere Shows mit anschliessender Party, bei denen mehrere Künstler*innen auf der Bühne stehen. Alle Infos dazu sind auf der Website des Südpols oder noch direkter auf meinem Instagram-Profil zu finden.
Die nächste Veranstaltung trägt den vielversprechenden Titel «Queer Horrorball». Ausserdem bin ich als Moderatorin, Türsteherin, Showgirl, Awareness-Beauftragte, … in Clubs, Theatern und bei weiteren diversen Veranstaltungen in der Schweiz und Deutschland anzutreffen.
Rachel Harder wäre nicht Rachel Harder ohne…? Warum?
…Sekt und Humor.
Weil es wichtig ist, sich nicht zu ernst zu nehmen. Es gibt nichts Llangweiligeres, als eine dauerschmollende, oder mit dem klassischen Permanent-Sexyblick dreinschauende Dragqueen.
Was transportierst du mit deinen Performances? Welche Botschaften liegen dir besonders am Herzen?
Ich versuche eine Mischung aus Gender-bending, Selbstironie, politischer Provokation und Humor hinzubekommen – in Form von Lipsync, Performance oder Live-Gesang. Das gelingt natürlich nicht immer vollends. Doch Übung macht die Meisterin!
Welche Tipps würdest du angehenden DragQueens geben, die ihre eigene Stimme und Persönlichkeit finden wollen?
Auf keinen Fall irgendwelche Drag-Stereotypen aus dem TV kopieren, sondern immer bei sich und echt bleiben. Das tun, was sich gut und nahe anfühlt. Mutig bleiben, ausprobieren, keine Angst haben zu scheitern, nachspüren, nicht aufgeben.
Es ist ein Prozess mit Hoch und Tiefs; der Weg ist das Ziel.