Hilfe für ukrainische Queers

Am 24. Februar 2022 überfiel das russische Militär in einem Angriffskrieg die Ukraine. Seit 2014 sind bereits die Regionen Luhansk und Donetzk besetzt. Sogenannte unabhängige Regionen wurden ausgerufen. Eine Katastrophe für ein Land, welches am Übergang ins 21. Jahrhundert steht. Was heisst das für die Rechte von LGBTQs? Und warum brauchen sie heute unsere Unterstützung?

Am 24. Februar 2022 war mein Geburtstag. Kein schöner Tag. Statt zu feiern, sassen wir schockiert im Restaurant, zusammen mit unserem ukrainischen Freund, der kurz zuvor zu uns gekommen ist. Es war still an unserem Tisch. Die russische Föderation hat an diesem Tag die Ukraine angegriffen. Im ganzen Land schlugen Bomben ein. Nicht nur im Osten. Heute ist Tag 65 nach dem Einmarsch.

 

Ich kenne die Ukraine seit einigen Jahren und habe viele Freund*innen da. Viele meiner schwulen Freunde haben sich zum Dienst in der Armee gemeldet. Es gibt sogar ein Einhorn-Batallion in der ukrainischen Armee. Auch wenn vor dem Krieg nicht alles gut war, die gesellschaftliche und rechtliche Entwicklung zeigte in die richtige Richtung.

Die erste Pride in der Ukraine hätte im Jahr 2012 stattfinden sollen. Die Organisatoren hatten nicht das Gefühl, dass die Polizei den Umzug adäquat vor rechtsextremen Übergriffen schützen wollte. Daher sagten sie die Pride ab. Damals waren es ungefähr 150 Menschen, die für mehr Rechte und besseren Schutz protestieren wollten. Denn es gab 2012 auch in der Ukraine Forderungen nach einem Gesetz analog dem in Russland, wo Queers «zum Schutz der Jugend» nicht mehr öffentlich in Erscheinung treten dürfen und Büros von LGBTQ-Organisationen überfallen werden, ohne dass die Polizei eingreifen würde. Nicht zuletzt durch internationalen (und vor allem europäischen) Druck, konnte das verhindert werden.

Im Jahr 2019 nahmen über 8000 Menschen an der Kyiv-Pride teil, trotz homophoben Übergriffen im Vorfeld. 

 

Es gab Berichte, dass die Russen bereits Todeslisten hätten, wo neben russischen und belarussischen Dissident*innen, kritischen Journalist*innen und Anti-Korruptions-Aktivist*innen auch Mitglieder von vulnerablen Gruppen aufgeführt seien. Vulnerable Gruppen sind zum Beispiel religiöse und ethnische Minderheiten und eben auch Menschen aus unserer Community. 

 

Wie kommen diese LGBTQ-Community-Mitglieder auf diese Liste? Auf der einen Seite sind Queers seit längerem an vorderster Front mit dabei, wenn es darum geht, die Ukraine auf dem Weg in einen demokratischen Staat westlicher Ordnung zu begleiten.  

Zum Zweiten ist dieser Angriffskrieg nicht zu rechtfertigen. In der Propagandaschlacht Russlands werden neben dem Gerücht, alle Ukrainer*innen seien Nazis auch das Narrativ der Verteidigung der Werte wie (heterosexuelle) Familien des Brudervolkes hinzugezogen. 

 

Und das war für unsere Gruppe der ausschlaggebende Gedanke für die Gründung des LGBTQ-Funds for Ukraine: Wir müssen queere Organisationen im Kriegsgebiet beschützen. Denn sie helfen den bedrohten Menschen mit Schutzräumen, Medizin und Essen. Und nach dem Krieg braucht es Geld, um die Struktur der LGBTQ-Organisationen wieder aufzubauen. Um auch die Ukraine zu einem Land zu machen, wo Hass und Diskriminierung keinen Platz haben. Wo die vor dem Krieg erfolgreichen Präventionsprogramme im Bereich der sexuellen und psychischen Gesundheit weitergeführt und ausgebaut werden können. Und dafür brauchen wir deine Hilfe! 

 

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