Genderstern-Verbot in Zürich: Eine Initiative für gesellschaftlichen Rückschritt

In Zürich soll Ende November darüber abgestimmt werden, ob die Stadtverwaltung weiterhin den Genderstern nutzen darf oder ob dieser verboten werden soll. Doch was betrifft das cis schwule Männer, die nicht mal in der Stadt Zürich wohnen? Wir erklären es dir! 

Wenn eine Partei mit viel Geld und Energie gegen ein kleines Sternchen kämpft, weiss man: Da geht es um viel mehr. Nämlich darum, wie wir als Gesellschaft mit Vielfalt und Minderheiten umgehen. Und so ist ein Verbot des Gendersterns nicht nur eine sprachliche Entscheidung, sondern es steht symbolisch für einen gesellschaftlichen Rückschritt. Man will zurück in eine Welt, in der es nur Männer (und allenfalls mitgemeinte Frauen) gab. In der eine Familie immer aus Mutter, Vater und Kind(ern) bestand. In der die Jungs nicht selbstbewusst schwul waren – und stolz Make-Up tragen. 

Die gleichen Kreise, die nun dafür kämpfen, dass die Stadtverwaltung nicht mehr die ganze Gesellschaft ansprechen kann, sind die, die jahrzehntelang gegen die Ehe für alle gekämpft haben, weil «die eingetragene Partnerschaft doch ausreiche». Das wiederum sind die gleichen, die noch in den 00er-Jahren gegen die eingetragene Partnerschaft kämpften, weil «ihr ja schon ‹so › sein dürft, aber bitte nur im Privaten». Und nun: Kämpfen sie weiter gegen gesellschaftlichen Fortschritt und jegliche Anerkennung und Gleichstellung von Minderheiten!

Doch es gibt zwei Unterschiede zu den letzten 30 Jahren. Erstens: Die Community hat gemeinsam und geeint gekämpft. Selbst die, welche die Ehe am liebsten ganz abgeschafft hätten. Diesen Zusammenhalt braucht es auch jetzt wieder. Ganz egal, ob man den Genderstern für die beste Erfindung hält oder nie nutzt – wir müssen uns gemeinsam gegen dieses Verbot wehren.

Beim Verbot des Gendersterns geht es im Grundsatz darum, eine Minderheit auszugrenzen und unsichtbar zu machen. Es geht darum, Vielfalt zu verhindern und das Rad der Zeit zurückzudrehen. Und das muss auch cis schwulen Männern Sorgen machen. Auch unsere Errungenschaften sind nicht selbstverständlich – wir sehen es an den steigenden Angriffen auf der Strasse. 

Der zweite Unterschied macht diese Initiative in der Stadt Zürich so gefährlich: Erstmals seit Jahrzehnten könnte es tatsächlich eine Mehrheit geben gegen die Community. Ist diese Initiative erfolgreich, werden wir sehr bald in vielen anderen Städten und Kantonen mit ähnlichen Initiativen konfrontiert sein. Statt für Fortschritt müssten wir dann unsere Zeit und unser Geld für den Kampf gegen Rückschritte einsetzen. Und was, wenn plötzlich auch die Rechte von cis Schwulen wieder zur Diskussion stehen? Eine klare Positionierung gegen rückwärtsgewandte Forderungen ist jetzt schon nötig.

So braucht es nun wieder das Engagement der ganzen Community. Einerseits aus Solidarität mit unseren trans und nicht binären Freund*innen, andererseits aus Egoismus – weil es auch uns und unsere Akzeptanz betrifft.