Männerfussball-WM 2022: FIFA muss Verantwortung übernehmen und LGBT+ Community schützen

Gestern sagte  der katarische WM-Botschafter, Schwule seien “haram” und hätten einen “geistigen Schaden”. Leider zeigt dies die Realität von LGBT+ Personen in Katar: Sie werden staatlich verfolgt und diskriminiert. Trotzdem hat die FIFA die Aussagen weder verurteilt, noch hat sie sich bisher in irgendeiner Weise dafür eingesetzt, dass die Menschenrechte der lokalen LGBT+ Community und LGBT+ Fussballfans in Katar geschützt werden. Auf diesen Missstand haben die LGBT+ Organisationen All Out, Pink Cross, die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und Transgender Network Switzerland (TGNS) heute mit einer öffentlichen Aktion vor dem FIFA Museum in Zürich aufmerksam gemacht.

Fotos der FIFA-Aktion

 

Ein Bericht von “Human Rights Watch” von Ende Oktober zeigt die verheerende Situation von LGBT+ Personen in Katar: Sie dokumentierten verschiedene Fälle, in denen LGBT+ Personen verhaftet wurden, zu Konversionsmassnahmen und staatlich finanzierten “Verhaltenstherapien” gezwungen wurden. Die LGBT-Personen wurden in geheimen Gefängnissen festgehalten und körperlich missbraucht.

Obwohl die schlimme Situation für LGBT+ Personen in Katar bekannt ist und mit diesem Bericht erneut bestätigt wurde, hat die FIFA ihre Verantwortung nicht wahrgenommen und tatenlos zugesehen. Sie begnügt sich mit katarischen “Garantien (...), wonach Personen, die sich als LGBTIQ+ identifizieren, im Rahmen der Weltmeisterschaft 2022 in keiner Weise diskriminiert werden”, wie aus einer Antwort des Bundesrats zu entnehmen ist. 

“Diese Garantien sind nutzlos, wie die Aussagen des Botschafters zeigen. Offensichtlich sind nur LGBT+ Personen toleriert, welche keine gleichgeschlechtliche Zuneigung zeigen, als gleichgeschlechtliches Paar in separaten Zimmer übernachten und “klassisch” weiblich oder männlich aussehen”, zeigt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, auf. Sigmond Richli, medienbeauftragte Person von TGNS, ergänzt: “Die FIFA hat nicht nur eine Verantwortung für die WM-Besuchenden, sondern für alle LGBT+ Personen, die in Katar leben. Wir erwarten, dass sie ihren Einfluss gegenüber den katarischen Machthabern nutzt und sich für eine Entkriminalisierung von LGBT+ Personen in Katar einsetzt. Dafür ist es noch nicht zu spät!” Dies würde auch der “Human Rights Policy” der FIFA entsprechen, wonach sich die FIFA international für die Wahrung und Förderung der Menschenrechte einsetzt. Alessandra Widmer, Co-Geschäftsleiterin der LOS, erläutert: “Durch die Männerfussball-WM verhilft die FIFA Katar zu grosser internationaler Publicity. Umso wichtiger ist, dass die FIFA ihre eigenen Policies ernst nimmt und bei den bekannten Menschenrechtsverletzungen durch Katar nicht wegschaut.”

Um auf die Menschenrechtsverletzungen an LGBT+ Personen in Katar und die Verantwortung der FIFA aufmerksam zu machen, haben die LGBT+ Organisationen All Out, LOS, TGNS und Pink Cross eine Aktion unter dem Motto “FIFA: Let's kick away the hate! Score a goal for love and equality at the 2022 World Cup in Qatar!” organisiert. 
Justin Lessner, Kampagnenmanager bei All Out, erläutert: “Die Leben von LGBT+ Personen in Katar sind in Gefahr und die FIFA bleibt untätig. Deshalb müssen wir als Zivilgesellschaft und Fussballfans aktiv werden. Mit der Aktion ermutigen wir Fussballnationalmannschaften, Fussballer und Sponsoren, Farbe zu bekennen und sich für die Rechte von LGBT+ Personen in Katar einzusetzen!”


Medienmitteilung vom 8. November 2022.