Affenpocken-Impfstoff wird geliefert – Aufarbeitung ist notwendig

Heute gab der Bund bekannt, dass er endlich die Verträge für die Beschaffung der Affenpocken-Impfung unterschreiben konnte. Pink Cross ist erleichtert, dass die Impfung nun in Griffweite ist und sich Männer, die Sex mit Männern haben, vor einer Ansteckung schützen können. Jedoch soll das Beschaffungsdebakel nachträglich untersucht werden.

Im umliegenden Ausland wird bereits seit Mitte Juli gegen Affenpocken geimpft, doch in der Schweiz wurden Personen, die besonders gefährdet sind, vom Bund alleine gelassen. Das sind in erster Linie Männer und trans Personen, die Sex mit wechselnden männlichen Partner haben. Diese Personen haben in den letzten Wochen einen enormen Einsatz geleistet, um ihr Risiko einer Ansteckung zu minimieren, was sich auch im starken Rückgang der Infektionszahlen zeigte. 

Nach grossem öffentlichen Druck gab der Bundesrat Ende August bekannt, dass er endlich Impfstoff und Medikamente gegen Affenpocken beschaffen möchte. Da so lange zugewartet wurde, gestaltete sich die Beschaffung aber offensichtlich als schwierig – erst heute, sieben Wochen nach dem bundesrätlichen Entscheid, konnten die Verträge unterschrieben werden. Das ist gut drei Monate später als in der EU oder in Ländern wie Kanada und USA. Wann und wo effektiv geimpft wird, ist weiterhin unklar.

“Ich bin sehr erleichtert, dass wir uns bald vor einer Affenpocken-Infektion schützen können. Denn anders als anfänglich behauptet, ist die Krankheit überhaupt nicht harmlos. Deshalb spürte man auch, dass die Unsicherheit und der Frust in der Community immer stärker wurden”, erläutert Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross. Tatsächlich zeigte sich, dass 5 bis 10% der Infizierten im Spital behandelt werden mussten – meist eigentlich gesunde junge Männer.

Pink Cross fordert, dass die Vorgänge, welche dazu führten, dass die Schweiz derart ins Hintertreffen bei der Beschaffung des Affenpocken-Impfstoffes geraten konnte, nachträglich untersucht werden. “Sowas darf nie mehr passieren. Dieses Mal traf es eine Community, die grundsätzlich relativ jung und gesund ist, sich sowieso regelmässig auf Infektionskrankheiten testen lässt und gut erreicht werden kann. Die nächste Epidemie kann aber sehr vulnerable Personen oder eine Community treffen, die mit Präventionsbotschaften kaum erreicht werden kann”, gibt Roman Heggli zu bedenken. “Es ist ein Versagen eines Gesundheitssystem, das nicht in der Lage ist, mit Krisen umzugehen und Prävention koordiniert und national zu finanzieren.” Nicht nur die Verwaltung ist gefragt, sondern auch die Politik: Offensichtlich sind die gesetzlichen Grundlagen ungeeignet.

Pink Cross ruft ausserdem die Kantone dazu auf, den Zugang zur Affenpocken-Impfung möglichst niederschwellig und ohne Stigmatisierung zu ermöglichen. Dazu hat die Aids-Hilfe Schweiz diverse Empfehlungen erarbeitet und den Kantonen zur Verfügung gestellt.


Medienmitteilung vom 14. Oktober 2022.