Frische Energie für die Zukunft

An der Mitgliederversammlung vom 2. April in Bern kandidieren drei neue Männer für den Vorstand von Pink Cross. Adrian als Co-Präsident mit David (bisher), Claude für die Vereinsentwicklung und Thomas als Finanzverantwortlicher. Wer sind die drei und was möchten sie mit Pink Cross erreichen?

 

Claude

Claude (43) ist in Luzern aufgewachsen, hat in Genf und Bern studiert und lebt heute in der Stadt Bern. Er ist Direktor von HotellerieSuisse und hat in den letzten 15 Jahren diverse Verbände, Vereine und Organisationen von innen gesehen. Er ist zudem Mitglied der FDP und kandidiert für den Grossen Rat des Kantons Bern.

 

Claude, du kandidierst neu für den Vorstand von Pink Cross. Warum möchtest du dich für unsere Community engagieren?

Claude: Ich sehe mich in einer privilegierten Lebenssituation, dass ich aus meiner Homosexualität weder ein Geheimnis noch ein alleiniges Lebensmotto zu machen habe. Meine jahrzehntelange Mitgliedschaft bei Pink Cross, FDP.Die Liberalen Radigal und hab queer Bern habe ich stets auch als Solidarität empfunden für Queers, welche mehr um Akzeptanz zu kämpfen haben als ich selbst. Ein Engagement von mir im Vorstand von Pink Cross verstehe ich daher als kleinen Beitrag für Menschen, die mit ihrem «Anders-sein» mehr zu ringen haben als ich selbst.

 

Die Ehe für alle war ein grosser Meilenstein. Welche grossen Ziele soll Pink Cross deiner Meinung nach in Zukunft verfolgen? Braucht es Pink Cross überhaupt noch?

Mich beschäftigt es zu wissen, dass die Suizidrate unter LGBTIQ-Jugendlichen überdurchschnittlich hoch ist. Mich beschäftigt es zu hören, wie Queers mit Migrationshintergründen teilweise grosse Spannungen in ihren Familien erleben und innere persönliche Zerrissenheit aushalten müssen. Der gesellschaftliche Einsatz gegen Hate Crimes, das politische Engagement gegen Konversionsmassnahmen, vor allem das kontinuierliche Einstehen für eine vielfältige Gesellschaft erachte ich als konstante Aufgabe. Die Geschichte lehrt uns, Vor- und Rückschritte gab es immer – nichts ist selbstverständlich. Aus diesem Grund braucht es auch eine Organisation wie Pink Cross, welche kontinuierlich für eine offene Gesellschaft eintritt.

 

Du bist politisch engagiert, beruflich sehr eingespannt und als Vorstandsmitglied von Pink Cross käme noch ein Amt dazu. Wie schaffst du das alles?

Über meine beruflichen Aufgaben der vergangenen 15 Jahren wurde ich stets auch in weitere Vorstände, Stiftungs- und Verwaltungsräte delegiert. Dies war und ist daher Teil meiner Jobs. Man lernt dabei viel über die strategische Führung von Unternehmen, Verbände, Vereine und Interessenorganisationen. Gerne würde ich diese Kompetenzen auch in den Vorstand von Pink Cross tragen, um gemeinsam mit allen Kollegen die Organisation weiterzubringen.

 

 

 

Thomas

Das Ressort Finanzen soll von einem Luzerner (Marco) an den nächsten Luzerner übergeben werden. Inzwischen lebt Thomas (44) in Bern und arbeitet bei der Michel Reybier Hospitality als Leiter Finanz- und Rechnungswesen.

 

Thomas, du kandidierst neu für den Vorstand von Pink Cross. Warum möchtest du dich für unsere Community engagieren?

Thomas: In erster Linie möchte ich gerne etwas zurückgeben. Aus Dankbarkeit für all die Arbeit, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten von Pink Cross und vielen weiteren Organisationen geleistet wurde. Denn diese Arbeit hat die Lebensqualität von vielen Menschen verbessert, auch meine. Vieles wurde erreicht, es gibt jedoch immer noch offene Fragen und Themen. Dafür möchte ich mich engagieren.

 

Die Ehe für alle war ein grosser Meilenstein. Welche grossen Ziele soll Pink Cross deiner Meinung nach in Zukunft verfolgen? Braucht es Pink Cross überhaupt noch?

Mit der Ehe für alle wurde wohl DAS grosse Ziel erreicht. Es braucht aber noch viel mehr Sensibilisierung für queere Lebensformen, sei es an Schulen, am Arbeitsplatz oder bei Alters- und Pflegeeinrichtungen, um einige Punkte zu nennen. Dazu braucht es Pink Cross und deren Partnervereine.

 

Im Vorstand würdest du das Ressort Finanzen übernehmen. Als Experte in Rechnungslegung und Controlling bist du dafür natürlich top qualifiziert. Doch liebst du Zahlen so sehr, dass du dich auch noch in der Freizeit damit beschäftigen möchtest?

Diese Frage habe ich mir tatsächlich auch gestellt und es mir lange überlegt. Ich habe viele Freizeitaktivitäten, die überhaupt nichts mit Zahlen zu tun haben. Im Leben geht es jedoch, wohl oder übel, oftmals um das liebe Geld. In den Vereinen eben auch. Im Bereich Finanzen hat man Einblick in alle Bereiche eines Unternehmens. Das kenne ich aus meiner beruflichen Erfahrung. Und das ist im Verein auch so und macht das Ressort Finanzen deshalb interessant. Zu deiner Frage wegen der Liebe. Viel mehr als die Zahlen liebe ich die Menschen und deren Engagement, die diese «Zahlenbeigerei» überhaupt nötig machen.

 

 

 

Adrian

Adrian (31) möchte Pink Cross als Co-Präsident in die Zukunft führen. Er lebt in Kreuzlingen, wo er auch für die SP im Gemeindeparlament politisiert und arbeitet als Projektleiter bei der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen St. Gallen.

 

Adrian, du kandidierst als neuer Co-Präsident von Pink Cross. Was möchtest du mit Pink Cross in den nächsten Jahren bewegen?

Seit ich mich im Rahmen der Bachelorarbeit mit der mentalen Gesundheit von schwulen Jugendlichen befasst habe, lässt mich das Thema nicht mehr ruhen. Zu viele Faktoren in der heteronormativen Gesellschaft hindern queere Menschen daran, sich selbst zu sein. Es ist enorm belastend, einen Teil von sich aus Angst vor gesellschaftlichen Konsequenzen verbergen zu müssen. Pink Cross arbeitet nach den erreichten Fortschritten in der rechtlichen Gleichstellung nun auch an weiteren Themen, die das Wohlergehen schwuler und bisexueller Männer verbessern. Ich würde mich freuen, das Engagement von Pink Cross aus einer neuen Position mitzuprägen.

 

Als Projektleiter bei der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen St. Gallen hast du viel Kontakt mit jungen Menschen. Finden diese die Arbeit von Pink Cross überhaupt noch wichtig?

Zu meinen beruflichen Aufgaben gehören Beratungen zu Coming-out, Orientierung in der Welt der Vielfalt und befürchteter oder tatsächlicher Diskriminierung. Ebenfalls darf ich durch Veranstaltungen und Schulbesuche das Bewusstsein für queere Lebensrealitäten in der Gesellschaft fördern. Erstaunt hören sie dann, dass es noch immer Länder gibt, in denen Verbote und Strafen für Homosexualität gelten. Dass die Situation für queere Menschen in der Schweiz besser ist, verdanken wir unter anderem dem Engagement von Pink Cross. Um auch zukünftig Relevanz im Lebensalltag junger Queers zu haben, soll Pink Cross Themen anpacken, die einen positiven Effekt auf ihre mentale Gesundheit haben.

 

Unsere Community und unsere Mitglieder sind sehr vielfältig – wir vereinen verschiedene Generationen, politische Ansichten und unterschiedlichste Anliegen. Jüngst hat uns der Kampf für die Ehe für alle geeint. Wie möchtest du als Co-Präsident von Pink Cross diesen Zusammenhalt weiter fördern?

Du hast recht – nicht nur die Jugend hat Anliegen an ihren Dachverband. Auch queeres Altern ist beispielsweise eine Aktualität. Durch gegenseitige Unterstützung sind wir stark. Der Schlüssel zur Solidarität ist der Dialog. Diesen kann Pink Cross aktiv fördern. Die unterschiedlichen politischen Strömungen in der Organisation zu vereinen ist ebenfalls wichtig, um unsere Anliegen politisch breit abzustützen. Es verbindet uns die Absicht, die Rahmenbedingungen für schwule und bisexuelle Menschen besser zu machen – unabhängig sonstiger politischer Positionierungen.

 

Du sitzt für die SP im Gemeindeparlament von Kreuzlingen und bist noch in der Pfadi und der Jugendarbeit aktiv. Wirst du als Co-Präsident überhaupt noch Freizeit haben?

Die zeitliche Vereinbarkeit meiner Engagements ist tatsächlich eine Herausforderung. Doch für genügend Ausgleich sorge ich durch wöchentliches Badminton-Plausch-Training, Wellness und Städtetrips. Mein liebstes Hobby lässt sich zum Glück in all meinen Tätigkeiten umsetzen: Menschen treffen und Austausch pflegen.