Milo stellt sich vor: Gehört zu werden, müsste ein Menschenrecht sein
Der neue Projektleiter der LGBTIQ-Helpline – Milo Käser – stellt sich vor
Gehört zu werden, müsste ein Menschenrecht sein
Der neue Projektleiter der LGBTIQ-Helpline – Milo Käser – stellt sich vor
Harvey Milk hat einmal gesagt: «I’ll fight for you because I am you.» Denn es macht einen Unterschied, ob Menschen von dem, für das sie kämpfen, selbst betroffen sind. So vertrauen wir eher Menschen, die aus persönlicher Erfahrung wissen, von was sie reden. Weil ich diese Überzeugung teile, freue ich mich, neu als Projektleiter der LGBTIQ-Helpline tätig zu sein. Denn hier wird genau das praktisch gelebt: Queers beraten Queers. Da wir uns als queere Personen spezifischen Fragen und Herausforderungen stellen dürfen, soll die Helpline ein safe space sein: Ein Ort also, an dem alles gefragt werden kann – im Wissen, dass es nicht auf alles eine Antwort, immer aber ein offenes Ohr gibt. Ich bin voller Tatendrang, diesen safe space noch sichtbarer zu machen – innerhalb und ausserhalb der Community.
Wenn ich nicht für Pinkcross arbeite, erzähle ich Geschichten von und für Menschen – und zwar hinter der Photo- oder Filmkamera, dem iMac oder dem Smartphone: Als Creative Director versuche ich die Welt mit Bildern und Buchstaben, Farben und Formen sowie Ton und Takt schöner zu machen.
Ich bin ein Zuhörer und denke zu viel, tanze gerne, trinke lieber Mate als Kaffee und glaube, dass Glitzer nie eine Frage des Masses ist. Meine Freund*innen finden, dass meine ästhetischen Ansprüche an Mode, Design und Architektur manchmal ganz schön anstrengend sein können. Ich führe ein Tagebuch mit den kuriosesten Dating-Geschichten, spreche fliessend Sarkasmus und nehme mir jeden Winter vor, keinen neuen Mantel zu kaufen, um dann kläglich darin zu scheitern. Bücher und Texte von Carolin Emcke und Daniel Schreiber treffen mich und regen mich an. Zuhause ist für mich kein Ort, sondern Geschichten – meine eigenen und die von anderen.
Mit Geschichten von anderen Menschen habe ich mich intensiv als wissenschaftlicher Assistent und Doktorand an der Universität beschäftigt. In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit den Erzählungen von Personen auseinandergesetzt, denen massive Gewalt und Unrecht widerfahren ist und welche aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität von Diskriminierung betroffen sind: Kriegs- und Folteropfer, Opfer von sexualisierter Gewalt und LGBTQIA+-Menschen. Diese Arbeit hat mich nachhaltig geprägt: Ich bin davon überzeugt, dass es eine kollektive Aufgabe einer gerechten Gesellschaft sein muss, auf die Erzählungen von extremer Entrechtung und von Minderheiten zu hören. Dass ein solches Zuhören nicht nur sozial, sondern zutiefst demokratisch ist. Gehört zu werden, müsste darum ein Menschenrecht sein – das ist der Grund, warum ich die ehrenamtliche Arbeit der Helpline-Berater*innen so unglaublich wichtig finde.