Wie unsere Welt pink wurde
Schon beim ersten Date haben wir – ein Interior Designer aus den USA und ein Wissenschaftler aus Deutschland – über unseren Kinderwunsch gesprochen und waren sofort auf der gleichen Wellenlänge. Dass wir jetzt zu dritt sind, fühlt sich gleichzeitig wundervoll und im besten Sinne normal an.
Im Klischee beginnt ein Familienalbum mit einem Schwangerschaftstest oder einem Bild vom Babybauch – bei uns hingegen kommt gleich das erste Bild unserer Tochter, als embryonaler Zellhaufen. Ein unglaublicher Verdienst der Medizin! Als wir begonnen haben, uns mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, ein Kind durch Leihmutterschaft zu bekommen, hatten wir alle gängigen Vorurteile im Kopf, aber waren ansonsten komplett ahnungslos. Der offene Austausch zu schwulen Paaren, die auf diesem Weg eine Familie gegründet hatten, hat uns geholfen zu verstehen, dass das auch für uns eine realistische Möglichkeit ist, Kinder zu haben. Wir hatten grosses Glück, nicht weit von unseren (Schwieger-) Eltern in den USA eine wundervolle Leihmutter zu finden, der wir vollkommen vertrauen konnten – der grossen Distanz und Corona zum Trotz.
In den letzten vier Jahren ist aus dem Embryo ein Mädchen geworden, das unser Leben bereichert und uns dabei vor dieselben Herausforderungen stellt wie andere Eltern auch. Wir sind unglaublich dankbar, diese Erfahrungen machen zu dürfen. Es hat zwar fast bis heute gedauert, alle Behördenprozesse abzuschliessen. Das hat unseren Familienalltag aber kaum beeinflusst. Wir sind von Kita über Krankenhaus bis zur Scheeschule immer und überall ganz herzlich und selbstverständlich als Daddy und Papa unserer Tochter wahrgenommen worden.
Text: Anthony und Titus Mangham-Neupert