Schaffhausen will Konversionsmassnahmen verbieten – Kantone erhöhen Druck auf den Bund

Heute hat der Schaffhauser Kantonsrat mit grosser Mehrheit (39 zu 14 Stimmen) eine Motion angenommen, um ein kantonales Verbot von Konversionsmassnahmen zu schaffen. Die LGBTQ-Dachverbände Pink Cross, die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und das Transgender Network Switzerland (TGNS) begrüssen diesen Entscheid ausdrücklich. Der Kanton Schaffhausen ist damit der 15. Kanton, der Konversionsmassnahmen verbieten will. Damit wächst der Druck auf den Bundesrat, endlich eine nationale Lösung zu präsentieren. 

Mit Schaffhausen reiht sich nun ein weiterer Kanton in die wachsende Allianz jener ein, die Konversionsmassnahmen gesetzlich unterbinden wollen. Bereits in Kraft getretene Verbote in den Kantonen Neuenburg, Waadt und Wallis, laufende Gesetzgebungsprozesse in Genf, Zürich, St. Gallen, Aargau, Bern, Fribourg, Jura und nun auch Schaffhausen zeigen, dass der politische Wille wächst. Salome Trafelet, Co-Geschäftsleiter*in der LOS: «Diese Praktiken sind nichts anderes als psychische Gewalt. Dass die Kantone nun handeln, ist ein starkes Zeichen. Doch es braucht endlich ein einheitliches, nationales Verbot.»

Etliche Kantone haben erkannt, dass die bestehenden gesetzlichen Grundlagen nicht ausreichen. Zwar haben medizinische und therapeutische Berufsverbände klare Richtlinien und können Verstösse sanktionieren, doch werden Konversionsmassnahmen häufig von selbsternannten «Beratenden», religiösen Gruppen oder Coaches durchgeführt. Diese Personen unterstehen keiner fachlichen Aufsicht und können weder ausgeschlossen noch rechtlich belangt werden.

Trotz mehrfacher parlamentarischer Vorstösse fehlt auf Bundesebene weiterhin eine gesetzliche Regelung. Der angekündigte Postulatsbericht des Bundesrats zur Verbreitung von Konversionsmassnahmen lässt auf sich warten und verzögert die parlamentarische Arbeit für ein Verbot weiter. «Dass der Schutz von LGBTIQ-Personen vom Wohnkanton abhängt, ist unhaltbar. Die Kantone machen ihre Hausaufgaben, nun ist der Bund am Zug», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.

Ein nationales Verbot ist überfällig
Laut dem Swiss LGBTIQ+ Panel 2023 haben 9% der nicht-heterosexuellen Befragten und 15% der trans und nicht-binären Personen in der Schweiz Erfahrungen mit Konversionsmassnahmen gemacht. Die Organisationen warnen, dass solche Erfahrungen gravierende psychische Folgen haben können und bei vielen Betroffenen zu Angststörungen, Depressionen oder sogar Suizidalität führen.

Umso wichtiger ist dieses klare Votum des Parlaments aus Schaffhausen: «Dieser Entscheid gibt queeren Menschen ein klares Signal: Ihr seid richtig, so wie ihr seid und ihr habt ein Recht auf Schutz. Aber dieser Schutz darf nicht an der Kantonsgrenze enden. Bis zu einem nationalen Verbot bleibt die Schweiz ein Flickenteppich mit gefährlichen Lücken», sagt  XY von TGNS. «Das ermöglicht Anbietern von Konversionsmassnahmen, sich in unregulierten Kantonen zu verstecken und verhindert wirksame Prävention.»

Medienmitteilung der DachverbändenTransgender Network Switzerland (TGNS), Lesbenorganisation Schweiz (LOS und ) und Pink Cross

02. Juni 2025