LGBTIQ-Menschen: Handlungsbedarf in Pflegeheimen und Spitex
Eine neu veröffentlichte Umfrage der LGBTIQ-Organisationen zeigt auf, dass in den Institutionen der Langzeitpflege für ältere Personen eine geringe Sensibilisierung für LGBTIQ-Menschen und Menschen mit HIV besteht. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Studien der Fachhochschulen im Jahr 2016. Die...
Eine neu veröffentlichte Umfrage der LGBTIQ-Organisationen zeigt auf, dass in den Institutionen der Langzeitpflege für ältere Personen eine geringe Sensibilisierung für LGBTIQ-Menschen und Menschen mit HIV besteht. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Studien der Fachhochschulen im Jahr 2016. Die Umfragen zeigen auch, dass LGBTIQ-Menschen entsprechend ihrer Lebensform und Biografie akzeptiert, betreut und gepflegt werden wollen. Nun werden verschiedene Massnahmen gefordert.
Medienmitteilung, 13. März 2020
Bereits 2016 zeigten die drei parallelen Studien der Fachhochschulen St. Gallen, Luzern und Bern, dass die drei Bereiche Pflegeheime, Spitex und Pflegefachschulen nur sehr bedingt auf die Aufnahme, Betreuung und Pflege von LGBTIQ-Menschen und solchen mit HIV vorbereitet sind. Für die Langzeitpflege-Institutionen werden daher Massnahmen wie LGBTIQ-freundliche Leitbilder und entsprechende Verhaltenskodizes vorgeschlagen. Ausserdem sollen Öffentlichkeitsarbeit geleistet und spezifisches Wissen vermittelt werden. 2019 führte die Fachgruppe Alter der LGBTIQ-Organisationen** eine Umfrage durch, in der sich LGBTIQ-Menschen zu ihren Erwartungen an die Alters- und Pflegeeinrichtungen, Spitex und Pflegefachschulen äussern konnten. Die Ergebnisse bestätigen, dass sie aus persönlichen Erfahrungen die Sensibilisierung dieser Institutionen für LGBTIQ-Menschen und Menschen mit HIV als gering beurteilen. Sie erwarten mehr Aufgeklärtheit, Akzeptanz und Selbstverständlichkeit. Wie bereits aus den Studien der Fachhochschulen hervorging, stehen die biographischen Besonderheiten, Stigmatisierungserfahrungen und die Selbstwahrnehmung im Lebensalltag im Vordergrund.
Fazit: Die LGBTIQ-Menschen wollen mit ihren spezifischen Bedürfnissen, in ihrer Menschenwürde, ihrer gesamten Lebensgeschichte und ihrem Wesen respektiert, aufgenommen und entsprechend behandelt, betreut und gepflegt werden. Auch im Alter wollen sich zu sich stehen können und so akzeptiert werden.
Die Fachgruppe Alter berücksichtigt künftig die Ergebnisse der Studien und der Umfrage bei ihrer Tätigkeit. Sie wird insbesondere Unterlagen für Informationsveranstaltungen zu den Bedürfnissen von LGBTIQ-Menschen für die jeweiligen Dachverbände, einzelnen Einrichtungen der Langzeitpflege und Pflegefachschulen ausarbeiten. Weiter wird sie LGBTIQ-akzeptierende Musterklauseln für die Leitbilder und Verhaltenskodizes der Pflegeheime und Spitex empfehlen. Neu soll zur Sensibilisierung und Information der Betroffenen ein Label für die Anerkennung als LGBTIQ-freundliche Institution der Langzeitpflege (Pflegeheim oder Spitex) ausgearbeitet und im Verlauf von 2021 erprobt und eingeführt werden.
Unterlagen und weiterführende Infos zum Download
*Lesben, Gays, Bisexuelle, Transsexuelle, intergeschlechtliche und queere Menschen
**Die Fachgruppe setzt sich aus Vertreter*innen von Pink Cross, LOS, TGNS, InterAction und QueerAltern zusammen. Pink Cross ist der Dachverband der schwulen und bi*-Männer, LOS ist die Lesbenorganisation Schweiz, TNGS ist das Transgender Network Schweiz, InterAction ist der Verein der intergeschlechtlichen Menschen. Bei QueerAltern handelt es sich um den Zürcher Verein für eine queere Alterseinrichtung.