Grösste Umfrage unter schwulen, bisexuellen und queeren Männern in der Schweiz veröffentlicht: Fast 1'500 Personen haben an der Umfrage von Pink Cross teilgenommen.

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums im Jahr 2023 hat Pink Cross eine Umfrage unter schwulen, bisexuellen und queeren Männern in der Schweiz durchgeführt. Mit fast 1'500 Antworten ist die Studie eine der grössten Umfragen der Schweiz in dieser Zielgruppe. Die Studie beleuchtet insbesondere das Verhältnis queerer Männer zur Community, ihren Beziehungen und Freundschaften sowie ihre Erwartungen an die Zukunft. Damit wurden Aspekte in den Fokus gerückt, die in der bisherigen Forschung vernachlässigt wurden.

Die im Frühjahr 2023 durchgeführte Umfrage von Pink Cross unter schwulen, bisexuellen und queeren Männern und nicht binären Personen, die sich (teilweise) als männlich identifizieren, wurde von 1469 Personen aus der ganzen Schweiz beantwortet. "Diese Umfrage ist eine der grössten Umfragen, die je in der Schweiz in dieser Bevölkerungsgruppe durchgeführt wurden. Der Erfolg zeigt, dass die gewählten Themen unsere Community wirklich beschäftigen", betont Gaé Colussi, Forschungsleiter*in von Pink Cross. Die Studie konzentrierte sich auf drei Hauptaspekte: Community, Beziehungen und Politik. "Die meisten Studien über schwule, bisexuelle und queere Männer beschäftigen sich mit der sexuellen Gesundheit. Die anderen Aspekte unserer Leben werden dabei oft vernachlässigt. Unsere Umfrage schliesst diese Lücke und hilft uns dabei, uns optimal auf die nächsten 30 Jahre vorzubereiten", fährt Gaé Colussi fort.

Auf politischer Ebene zeigen die Ergebnisse, dass eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für die Befragten Priorität hat, während der aktuelle Backlash zunehmend beunruhigt. "Viele offene Antworten zeugen von der Sorge unserer Community angesichts eines sich verschlechternden gesellschaftlichen Klimas bei LGBTIQ+-Themen. Die Angst vor einem Rückschritt und die Sorge vor Gewalt und Diskriminierung sind deutlich spürbar. Eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz ist daher nötiger denn je", sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.

Die Umfrage zeigte auch die Vielfalt der Beziehungsformen in der schwulen Community auf und unterstreicht damit, dass die derzeitigen Möglichkeiten, diese Vielfalt rechtlich anzuerkennen, unzureichend sind. "Offene Beziehungen, exklusive Beziehungen, polyamore Konstellationen – unsere Beziehungen sind enorm vielfältig. Und die Ergebnisse zeigen deutlich: Alle diese Formen sind erfüllend und führen zu grosser Zufriedenheit. Die aktuellen Gesetze reichen jedoch nicht aus, um diese Vielfalt rechtlich anzuerkennen und zu schützen.  Eine Möglichkeit zur Anerkennung würde sich im Rahmen der zivilen Partnerschaft (PACS) bieten, welche aktuell politisch diskutiert wird. Davon würden alle Menschen profitieren, die keine klassische Beziehung führen", betont Florian Vock, Vorstandsmitglied von Pink Cross, der die Forschung begleitet hat.

Die Fragen zur Community zeigen die Komplexität und die Nuancen dieses Konzepts auf, bestätigen aber auch die wichtige Rolle, die sie für schwule, bisexuelle und queere Männer spielt. "Das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Community ist nach wie vor vorhanden und zeigt sich vor allem in einem grossen gegenseitigen Verständnis. Auch wenn die Community weit davon entfernt ist, einheitlich zu sein. Sie spielt zudem weiterhin eine Rolle als Ressource, ein Raum, in dem man Unterstützung und Freundschaften findet und in dem es leichter ist, sich selbst zu sein.", betont René Stamm, Vorstandsmitglied von Pink Cross, "Wir werden uns als Pink Cross weiterhin für eine vielfältige und solidarische Community einsetzen, in der jede*r einen Platz finden kann."


Die Ergebnisse der Umfrage wurden in Form von zehn thematischen Berichten auf study.pinkcross.ch veröffentlicht und in einem Schlussbericht zusammengefasst. Damit die Forschung von Interessierten weitergeführt werden kann, wurden die anonymisierten Forschungsdaten auf der Schweizer Open-Data-Plattform Swiss UBase online gestellt und können bald dort heruntergeladen und zu Forschungszwecken verwendet werden.

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Medienmitteilung vom 29. Februar 2024 von Pink Cross.